Die elf Schill’schen Offiziere

Am 16. September 1809 wurden in Wesel 11 preußischen Offiziere erschossen,
die sich einem Aufstand des preußischen Majors Ferdinand von Schill gegen Napoleon angeschlossen hatten.
In zwei Kasemattenräumen des Zitadellenhaupttores in Wesel, dem authentischen Ort ihrer Gefangenschaft
bis zu ihrer Hinrichtung, zeigt eine Dokumentation die Hintergründe und Zusammenhänge der damaligen Ereignisse.
Zum Gedenken an den Todestag der 11 Schill’schen Offiziere wurde am 31. März 1835 an der Stelle ihrer Hinrichtung
auf den Lippewiesen nach den Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel ein Denkmal eingeweiht.

Ferdinand Baptista von Schill

geboren am 06.01.1776 in Wilmssdorf (bei Dresden)
gefallen am 31.05.1809 in Stralsund / Mecklenburg
Geboren wurde eine der tragischsten Figuren der Befreiungskriege gegen Napoleon am 06.01.1776 in Wunsdorf bei Dresden.
Im Alter von 14 Jahren trat Ferdinand von Schill in das Preussische Dragoner-Regiment „Ansbach-Bayreuth“ ein.
Der eintönige Kasernenalltag lag dem jungen Schill nicht wirklich.
Daraus folgten stets schlechte Beurteilungen und damit ausbleibende Beförderungen.
Erst im Jahre 1793 wurde er zum Seconde-Leutnant befördert.
Die nächste Beförderung folgte erst im Jahre 1806 – damit war Schill der dienstälteste Leutnant der preussischen Armee.
Im Gefecht von Auerstedt, am 14. Oktober 1806 wurde Schill durch einen Säbelhieb schwer verletzt.
Ihm gelang jedoch mit einigen wenigen Kameraden die Flucht nach Magdeburg. Sein Regiment hatte sich bereits ergeben.
Nachdem Magdeburg kurze Zeit später auch die Waffen gegen Napoleons Truppen niederlegte, zog Schill nach Kolberg weiter.
Kolberg war die einzige noch kämpfende Festung Preussens.
Zusammen mit Major Gneisenau und dem „Bürgeradjutanten“ Nettelbeck trat Schill zum ersten Mal positiv in Verbindung.
Er sammelte Freiwillige um sich, mit denen er Streifzüge in die Umgebung von Kolberg unternahm.
Diese Form von Kriegsführung lag ihm wesentlich besser als die reguläre Kriegsführung.
Er störte den französischen Nachschub und sicherte Gemeindekassen vor dem Zugriff der Franzosen.
Am 12.01.1807 erhielt der inzwischen zum Rittmeister beförderte Ferdinand von Schill von König Friedrich-Wihelm III.
die Ermächtigung, auf eigene Kosten aus ausgetauschten Kriegsgefangenen ein Freikorps aufzustellen.
Innerhalb kürzester Zeit verfügte die Truppe über 12 Offiziere, 125 Unteroffiziere und 1400 Mann
mit einer eigenen Batterie 4-Pfünder-Kavallerie-Geschütze.
Einer der Schwadronsführer war übrigens der spätere Freikorpsführer Adolf von Lützow.
Das Schillsche Freikorps bewährte sich in wechselvollen Kämpfen bei Stargard und Naugard,
musste sich jedoch auf befestigte Stellungen bei Maikuhle zurückziehen.
Bei der Verteidigung von Maikuhle trat Schill mehrmals besonders in Erscheinung, obwohl er schwer verletzt wurde.
Nach dem Friedensschluss von Tilsit vom 09.07.1807 wurde das Schillsche Freicorps aufgelöst.
Schill wurde zum Major befördert und mit der höchsten preussischen Tapferkeitsauszeichnung,
dem „Pour le mérite“ ausgezeichnet. Er wurde mit der Führung einer Ausbildungsabteilung der Leibhusaren betraut.
In einem Schreiben vom 15.07.1807 beurteilte der bis dahin zum Oberst beförderte Neidhardt von Gneisenau
an Generalfeldmarschall von Kleist Major von Schill wie folgt:
Übrigens ist Schill äußerst brav, nur glaube ich nimmermehr, daß er die Talente des Anführers eines großen Korps habe.
Sein Ideengang ist springend, ohne irgend etwas zu ergründen.
Bei der Lebhaftigkeit seines Charakters wirken andere auf ihn ein, benutzen ihn als Ihr Werkzeug …
Er wird, unter einen General von Einsicht und Charakterstärke gestellt, als Parteigänger schöne Dinge verrichten
und der Ruf seines Namens viele Kombattanten um ihn her versammeln.
Doch auch die Aufgabe als Führer der Ausbildungseinheit der Leibhusaren füllte Schill nicht aus,
sodass er sich häufig in Nord- und Mitteldeutschland aufhielt.
Dort bereitete er im Einvernehmen mit Scharnhorst und General Blücher den Aufstand gegen Napoleon vor.
Ende April brach Schill zu seinem erfolglosen Zug nach Mittel- und Norddeutschland auf.
Da er durch seine damaligen Kriegstaten bekannt war, hoffte er einen Volksaufstand zu entfachen,
um damit den zögernden preußischen König mitsamt Heer, sowie Österreich in den Krieg gegen Frankreich zu bewegen.
Doch nirgendwo erhob sich das Volk zu Hilfe, nirgendwo ergriff man offen Partei für ihn und seinem Korps.
Er bot an, das Unternehmen abzubrechen und alle Schuld auf sich zu nehmen.
Doch seine Offiziere gaben einstimmig die Erklärung ihm freiwillig in Glück und Unglück zu folgen.
Er fand jubelnde Zustimmung und keiner trat zurück.
Am 25.05.1809 erzwang Schill den Zugang zu dem unter französischer Herrschaft stehendem Stralsund.
Auch beim Letzen Gefecht in Stralsund blieb die Bevölkerung untätig und das Schillsche Freicorps wurde aufgerieben.
Am 31.05.1809 griffen 6000 Dänen, Holländer und Franzosen unter der Führung des franz. Generals Gratien,
die 1500 Mann starke Freischar aus Freikorps von Schill, Rügen´scher Landwehr und schwedischer Soldaten an.
Die Franzosen drangen am Kniepentor in Stralsund ein. Schill fiel im Straßenkampf in der Fährstraße
durch Gewehrschüsse, wo noch heute ein ins Pflaster eingelassener Stein die Stelle markiert.
Schill´s Leichnam wurde der Uniform und der Orden beraubt und anschließend geköpft.
Sein Leichnam wurde am 01.06.1809 auf französischen Befehl ohne Sarg und Segen „wie ein Hund“
auf dem St. Jürgen-Militärfriedhof Stralsund verscharrt.
Der Friedhofsgräber musste das Grab einebnen, konnte die Stelle aber kennzeichnen.
Den in Weingeist eingelegten Kopf überreichte man König Jerome, dem Bruder Napoleons, der in Leyden weilte.
Dort verblieb er bis zum Jahre 1837.
Aber auch der preussische Staat ging nicht zimperlich mit dem Major von Schill um.
In einem Kriegsgerichtsverfahren wurde sein kompletter Besitz eingezogen und fiel an den Staat.
Das offizielle Preussen vergaß den Mann, der sich auf eigene Faust gegen die Franzosen stellte.
Erst 80 Jahre später verlieh König Wilhelm II. dem 1. schlessischen Husarenregiment Nr. 4 den Beinamen
„von Schill“. Damit war auch der Makel des Hochverrats vom Namen Schill genommen.
Jedoch wurde er im Volke nicht vergessen und auch in der Literatur fand er immer wieder Einzug.
Bei den Kämpfen um Stralsund am 31.05.1809 wurden auch die 11 Schillschen Offiziere
zusammen mit 537 Soldaten und 12 trossangehörigen Frauen gefangen genommen.
Anfangs wurden alle zusammen in einer Kirche gefangen gehalten.
Nach kurzer Zeit wurden die 11 Offiziere bis zu ihrer Abreise nach Braunschweig
in einem besonders bewachten Quartier gefangen gehalten.
Am 16.06.1809 traf die Kolonne holländischer Soldaten, die alle Gefangenen mitnahmen, in Braunschweig ein.
In Braunschweig wurden die Offiziere ins Gefängnis am Augusttor inhaftiert. Sie blieben dort bis Anfang Juli.
14 Soldaten wurden willkürlich ausgewählt und vom 18.-22.07.1809 in Braunschweig hingerichtet.
In deren Grab wurde Schill´s Kopf am 24.09.1837 beigesetzt.
>Die restlichen Soldaten wurden bis zur Begnadigung 1813, zu schwerer Galeerenarbeit in Brest und Cherbourg verurteilt.
Die elf Offiziere blieben so lange in Braunschweig bis Kaiser Napoleon I. durch seinen Statthalter in Westfalen,
König Jerome, ein Urteil fällen sollte.
Nach einem kurzen Aufenthalt wurden die Gefangenen Offiziere zunächst von Braunschweig nach Kassel
und dann weiter nach Wesel gebracht, wo ihnen die Festung Wesel als Aufbewahrungsort zugewiesen wurde.
In Wesel wurde den 11 Offizieren des Schillschen Freicorps am 16. September der Prozess gemacht.
Das Gericht wurde vom Kommandanten der 25. Militärdivision D´Allemagne einberufen und tagte unter
dem Vorsitz des Bataillonschefs Grand in einem Saale der Zitadelle zu Wesel.
Das Gericht kam zusammen um über folgende Personen ein Urteil zu fällen:

Leutnant Johann Leopold Jahn (31 Jahre)
Leutnant Johann Christian Daniel Schmidt (29 Jahre)
Leutnant Johann Friedrich Wilhelm Galle (29 Jahre)
Leutnant Karl Friedrich Wilhelm von Trachenberg (25 Jahre)
Leutnant Adolf Theodor Leopold von Keller (24 Jahre)
Leutnant Friedrich Wilhelm Felgentreu (23 Jahre)
Leutnant Carl Lupold Magnus Wilhelm von Wedell (23 Jahre)
Leutnant Konstantin Johann Wilhelm Gabain (23 Jahre)
Leutnant Johann Friedrich Ludwig von Flemming (19 Jahre)
Leutnant Albert von Wedell (19 Jahre)
Leutnant Karl Gustav von Keffenbrink (18 Jahre)

Schmidt war reitender Feldjäger, Felgentreu Artillerie-Freikorporal und Galle Unteroffizier.
Alle drei erhielten ihre Ernennung zu Offizieren durch Schill.
Sie alle wurden vom Gericht angeklagt
„zur Bande von Schill gehörend, mit gewaffneter Hand die öffentlichen Kassen im Königreich Westfalen,
im Herzogtum Mecklenburg und in andern Ländern geraubt zu haben und unter Bedrohung der Todesstrafe,
die Einwohner besagter Länder gezwungen zu haben, unter den Befehlen Schills zu dienen.“
Dreizehn Aktenstücke, zu Gunsten und Ungunsten der Angeklagten wurden dem Gericht vorgelegt.
Das Verhör wurde durch den Präsidenten eröffnet und Ankläger Capitan Lawain, der als kaiserlicher Anwalt auftrat,
stellte seine „Konklussionen„.

Der von den Offizieren gewählte Rechtsbeistand Advokat Jean Noel Perwetz aus Lüttich hielt eine sehr bewegte Rede.
So bewies er in einem scharfzüngigen Plädoyer, das von Raub keine Rede sein könne,
da sie als Offiziere nur auf Befehl ihres Vorgesetzten gehandelt hatten.
Nach diesem Plädoyer stellte der Vorsitzende die Fragen
„Die Genannten, angeklagt, zu Schills Bande gehört zu haben – sind sie schuldig?“
„Sind Sie mit den Waffen in der Hand gefangen worden?“
Das Urteil, welches bereits zu Verhandlungsbeginn feststand, fiel einstimmig aus.
Nach einer kurzen Beratung wurde das Todesurteil für die 11 Offiziere des Schillschen Freikorps gesprochen,
welches innerhalb von 24 Stunden zu vollstrecken sei.
Am selben Tage, nachmittags um 13 Uhr wurden die Gefangenen jeweils zu zweit aneinander gefesselt,
auf eine Wiese an der Lippe geführt, wo sie von einem Kommando von 66 französischen Grenadieren erwartet wurden.
Mit unverbundenen Augen und aufrecht standen die 11 Männer in einer Reihe dar und ließen den preussischen
König Friedrich Wilhelm noch ein letztes Mal hochleben.
Sie warfen ihre Mützen in die Luft und befahlen dann selbstständig das Kommando „Feuer“.
10 der 11 Männer fielen im nächsten Augenblick zu Boden.
Nur Albert von Wedell wurde an der Schulter verletzt und er riss seine Weste auf,
deutete auf sein Herz und rief „Hierher, Grenadiere!“.

Nun wurde auch er tödlich getroffen und sank zu seinen toten Kameraden zu Boden.

Schill- Denkmäler in

Wesel

Stralsund

Braunschweig

Quellen:
http://www.epoche-napoleon.net/index.php?id=136
http://www.epoche-napoleon.net/geschichte/schill-offiziere.html

Bilder:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schill-Denkmal_(Braunschweig)
http://www.stralsundtourismus.de/schill-denkmal.0.html
http://www.immer-dabei.eu/

http://www.preussenweb.de/preussstart.htm